War da was? Ja, da war was – Der Transalpine Run! Manche Erlebnisse kann man auch einfach nicht sofort in Worte fassen, das Verdauen im Hirn braucht so seine Zeit. Das Ankommen in Brixen nach sieben gelaufenen Etappen ist jetzt schon fast drei Wochen her. Nur allzu schnell hatte uns danach der Alltag wieder. Eine gute Gelegenheit Bilanz zu ziehen, inne zu halten und über das Erlebte nachzudenken. Denn die Eindrücke, die wir mit nach Hause genommen haben, sind so zahlreich und verursachen immer noch einen Endorphinschwall.
Bereits die Phase von der Idee im Januar diesen Jahres als Mixed Team über die Alpen zu rennen, bis zur Planung und Vorbereitung dieses Unterfangens war eine wunderschöne Zeit, zu der man in Bezug auf das nahende Weihnachten auch Vorfreude sagen kann.
Ja, das empfanden wir auch: Vorfreude auf die Auszeit vom Alltag, Vorfreude darauf, einfach mit anderen „Verrückten“ in den Bergen zu laufen und das eine Woche lang, JEDEN Tag. Neben dem bisschen Laufen kümmern wir uns nur noch um Essen, Trinken, Schlafen und saubere Ausrüstung. Das war unser Plan. 🙂
Wenn wir ehrlich sind, dann hat der TAR als unser gemeinsames Projekt in 2016 schon viel Zeit beansprucht, bevor Mario und ich eine Woche lang jeden Tag an der Startlinie standen. In vielen Gesprächen mussten wir logistische Fragen klären, uns zu Übernachtungsmöglichkeiten einig werden und Hotelzimmer buchen. Dann stand auch die Frage nach einer eventuellen Teamkleidung im Raum und die Koordination von gemeinsamen Trainings, sowie unseren Wettkämpfen zur Vorbereitung.
Die Monate bis September rasten nur so dahin und auch die Tage ab dem Start in Garmisch am 04. September bis zur Ankunft in Brixen am 10. September vergingen wie im Fluge.
Manchmal, und damit meinen wir gerade die mehr oder weniger stillen Momente des in sich gekehrt seins am Morgen in der Startaufstellung, mussten wir überlegen: Welcher Wochentag ist heute? Wo sind wir? Die wievielte Etappe laufen wir jetzt?
Was wir damit sagen wollen ist, wir waren außerhalb von Zeit und Raum. Es kam uns vor, als wären wir schon ewig unterwegs auf einer langen Reise – Wochen, Monate – und manchmal war es so, als ob der Start in Garmisch erst gestern war.
Unabhängig von den tollen Landschaften, traumhaften Trails, Aussichten und Panoramen und dem Gemeinsinn untereinander macht genau dieses Gefühl der “Losgelöstheit” den Transalpine Run aus: Henrik von den Running Twins beschrieb es als die „Magie“ des TAR, eine komplett eigene, andere Welt mit vielen zweier Teams, die alle gemeinsam mit ihrem Partner in Brixen ankommen wollen, während dieser sieben Tage völlig auf ihr Ziel fokussiert und nur mit dem Laufen und ihren „Primärthemen“ beschäftigt sind.
Wie war es für uns? In einem Wort zusammengefasst: Wunderbar! Wir sind als Team nach sieben Tagen täglichen Laufens unverletzt, randvoll mit Eindrücken und entspannt in Brixen angekommen. Dabei haben wir fast täglich eine hochalpine Marathondistanz hinter uns gelassen und einmal sogar noch einige Kilometer mehr.
Natürlich gab es auch Tage an denen es einfach etwas schwerer lief, wir auch mal kämpfen mussten und uns bewusst machen, um was es geht. Es war aber nie kritisch – weder in Bezug auf unsere Gesundheit, noch auf die gesetzten Zeitlimits. Immer überwog der Spaß und die Freude an der Etappe.
Mario hat ab und zu betont, dass es als Mixed Team alles ganz anders ist als im Master Men Team, in dem er vor zwei Jahren gemeinsam mit seinem Schwager Mirko den TAR gefinisht hat. Aber es ist als Mixed Team für uns beide super gelaufen. Wir waren füreinander da, haben uns gegenseitig unterstützt, motiviert und schlichtweg wunderbar miteinander harmoniert. Natürlich muss auch ein gut funktionierendes Team laufend Beziehungsarbeit leisten. Doch letzen Endes hat es einfach Spaß gemacht.
In Brixen angekommen waren wir voll mit Emotionen – und die waren positiv. Einen Kilometer vor dem Ziel waren wir bereits am Heulen, als wir realisiert haben, dass es jetzt vorbei ist. Das war auf der einen Seite die unglaubliche Erleichterung, diesen krassen Lauf geschafft zu haben, natürlich aber auch Trauer, denn wenn am nächsten Tag wieder eine Etappe angestanden hätte, wären wir gerne noch weiter gelaufen.
Im Ziel kamen mir natürlich wieder die Tränen, aus Freude, wegen immer noch zu viel Adrenalin aber voller Zufriedenheit, denn alles war gut und geschafft.
Später am Abend fand die Abschlussparty mit Shirt, Gruppenfoto und Feier statt. Das könnten wir hier beschreiben – nein, können wir nicht, denn da muss man dabei gewesen sein! So ein Abend ist für uns unbeschreiblich. Aber Bilder sagen bekanntlich mehr als tausend Worte, also haben wir für euch ein paar Augenblicke der großartigen Finisherparty eingefangen.
Es gibt schwierigere und längere Wettkämpfe als den TAR. Aber die Kombination, zu zweit als Team, in acht (dieses Jahr sieben) Etappen in technisch schwerem Gelände über die Alpen zu laufen ist für uns einzigartig. Sozusagen das High End im Ultrabereich – alles andere würde dem Rahmen einfach nicht gerecht – und wir waren dabei!
Danke – Danke unseren Familien, Partnern, Ausrüstern, Freunden und Kollegen, dass wir diese Erfahrungen machen durften. Danke dem Veranstalter PlanB mit seinem Team, den Gastorten mit den vielen freiwilligen Helfern (ohne die sowas nicht möglich ist), Danke an unsere Mitläuferinnen und Läufer – es war einfach toll mit Euch.
Lasst uns dieses gute Gefühl genießen, wir können stolz drauf sein. Unabhängig von der sportlichen, mentalen und zwischenmenschlichen Leistung sind das einfach Erinnerungen, die für immer bleiben werden.
Trotzdem beginnen bereits jetzt die Gedankenspiele mit Blick auf den Kalender 2017: Was kommt als nächstes? Können wir das toppen?
Es spricht aber nichts dagegen, einfach mal die Beine ruhig zu halten, abzuhängen und mit der Familie Zeit zu verbringen. Einen Gang zurück zu schalten ist nach so einem Lauf ungewohnt, manchmal schwer – aber es geht …
Eines wissen wir sicher: Ja, der TAR hat Magie. Er ist für sich ein kleiner Mikrokosmos, eine ganz eigene Welt, auf die man warten aber nicht (mehr) verzichten kann (und will).
Transalpine Run, wir sind süchtig und natürlich kommen wir wieder. 2017? Wir werden sehen…
Wenn ihr Lust habt die Berichte über den Transalpine Run weiterer Teilnehmer zu lesen, dann schaut euch doch die Artikel der Running Twins, Run4Fun und den Bericht von Andrea Löw an.
9 Comments
Benjamin
30. September 2016 at 20:25Wie wahr geschrieben, gerade das Zeit vergessen ist eines der tollen Erlebnisse bei TAR 🙂
Einfach weg von dem “normalen” Leben 🙂
Danke auch fürs Vermerken 🙂
marlen
6. Oktober 2016 at 7:01Hallo lieber Benjamin,
der TAR war großartig! Seid ihr im nächsten Jahr auch wieder mit eurem lustigen Familienclan dabei?
Es war echt toll, euch kennengelernt zu haben! Viel Spaß beim Laufen im wunderschönen Herbst und wir sehen uns bestimmt bald mal wieder! 😉
Liebe Grüße,
Marlen
Benjamin
15. Oktober 2016 at 8:06Ist bisher noch nicht ganz sicher.
Zumindest nicht mit allen 4 Brüdern. So wie es jetzt aussieht evtl. 2 wird aber erst ende vom Jahr fix.
Seid ihr wieder dabei?
Steve
3. Oktober 2016 at 15:15Nochmals herzlichen Glückwunsch zum Finish
Ich denke von solch einem Abenteuer werdet ihr noch ein vielen Jahren Geschichten erzählen können…
…das ist etwas für die Ewigkeit!
Viele Grüße aus dem Berchtesgadener Land
Steve
marlen
6. Oktober 2016 at 7:04Hallo lieber Steve,
herzlichen Dank! Ja, ich muss mich manchmal etwas zurück nehmen, um nicht jedem was vom TAR zu erzählen. Es war überwältigend! Und macht süchtig!
Ist das nicht auch so mit dem Squamish bei dir??
Liebe Grüße aus München
Marlen
Steve
7. Oktober 2016 at 13:40Ja, ich denke das kann man von der Euphorie und den “eingebrannten Erlebnissen” bestimmt vergleichen.
Ist doch schön, dass man sich noch so begeistern kann. 😉
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6. Januar 2017 at 9:28Pingback:
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6. Oktober 2017 at 11:43