Der gestrige Tag hat für uns doch noch versöhnlich geendet: In unserem Hotel gab es ein leckeres Abendmenü, da wir uns fürs Entspannen und gegen das Herumfahren zur Pasta Party entschieden hatten. Die Regenerationszeit nach der längsten Etappe des diesjährigen Transalpine Run war für mich trotzdem knapp bemessen.
Zum Start heute morgen, zur ersten Gletscheretappe in der Geschichte des TAR, um 9 Uhr haben wir gefroren wie die Schneider. Aber wenige Minuten später, am ersten Anstieg im Sonnenschein, waren wir schon wieder am schwitzen. Bei Beginn des heutigen Renntages galt es auch ein wenig die Schatten des gestrigen Tages zu verdrängen: Ich wollte gestern einfach irgendwann nur noch, dass es ein Ende hat. So viele Kräfte haben mich die mehr als 51 Kilometer gekostet.
Mario ist ein wunderbarer Teamkapitän! Er erinnert mich beispielsweise alle 30 Minuten ans Trinken oder läuft voraus und macht die Pace. Gestern gab es auch noch jede Menge Zuspruch und Rücksichtnahme, als ich ziemlich kraftlos nur noch langsam den letzten Abstieg hinunter geeiert bin.
Heute stand die kürzeste Etappe des TAR auf dem Plan und wir durften aus Block B starten. Das bedeutet es gab insgesamt drei Startzeiten, um Anstehen am ersten großen Anstieg zu vermeiden. In Block A sind um 9 Uhr die schnellsten des gestrigen Tages auf die Strecke geschickt worden. Zehn Minuten später durften die Läufer des Block B die Trails stürmen und nach weiteren 10 Minuten gab es den Startschuss für die Läufer aus dem Block C.
Zudem war heute „Bergfest“. Das bedeutete für uns zum einen, an zwei richtig langen Aufstiegen am Berg gegrillt zu werden, aber auch, dass wir bereits mehr als die Hälfte der Strecke bis nach Brixen zurück gelegt, sowie den höchsten Punkt des gesamten Rennens erreicht und überschritten haben.
Der zweite Anstieg zum höchsten Punkt war unfassbar anstrengend und hat gefühlt eine Ewigkeit gedauert, aber es war ein Fest diese 1200 Höhenmeter am Stück in hochalpinem Gelände zurückzulegen. Gigantisch waren natürlich auch die Ausblicke, die wir heute wieder genießen konnten. Aber so oft stehen bleiben und Fotos machen war einfach nicht drin. Um so mehr hat es uns heute Abend beim Briefing gefreut, dass wir in den Bildern des Tages aufgetaucht sind. Diesen Schnappschuss wollen wir euch nicht vorenthalten.
Was ist uns im Gedächtnis geblieben: Der traumhafte Rifflsee, den wir nach unserem ersten Anstieg umrundet haben, der Ausblick vom höchsten Punkt, dem Rettenbachjoch, auf 2.982 m und das ewige Eis des Rettenbachferners. Über dessen riesiges Schneefeld haben wir uns an einem Seil per Hand nach unten begeben, ebenfalls ein geniales Erlebnis. Und danach warteten die wunderbaren Downhill-Trails bis runter nach Sölden auf uns. So schön und so laufbar dieser Teil der Strecke auch war, höchste Konzentration war stets geboten.
Nach 5 1/2 Stunden, 27,13 km und 2.000 Höhenmetern im Aufstieg und 2.288 im Abstieg kamen wir glücklich aber total groggy in Sölden an. Heute hat fast alles gepasst – morgen auf ein Neues! Warum nur fast? Mario hat sich im Fersenbereich an der Schuhkante den Socken durchgescheuert und einen großen Bereich an der Achillessehne blutig aufgerieben. Neben dem ganzen Schweiß ist also auch Blut geflossen. Mario ist tapfer, klebt sich ein Pflaster drauf und es wird morgen weiter gehen.
4 Comments
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